Früher  gab es doch auch keine Sprachtherapie, oder?

Menschen mit Sprachstörungen gab es vermutlich schon immer. Aus der Literatur wissen wir, dass die Menschen schon sehr früh versuchten, dass Stottern zu heilen. 

Anfänge der Sprachtherapie:

1883 in Braunschweig: Sprachheilkurse für stotternde Kinder (außerhalb des Unterrichts) durch den Taubstummenlehrer O. Berkhan

1905, Berlin: ‚Sprachheilkunde‘ als Studienfach im Rahmen der Medizinerausbildung

1907, Berlin Erstes Ambulatoruim (‚ Heilanstalt für Stimm- und Sprachgestörte‘)

Aufbauphase:

Mit dem Fokus auf Stottern und SES wird Sprachtherapie als Aufgabe der Pädagogik verstanden.

1910 (Halle/Saale): Erste Sprachheilschule mit speziell ausgebildeten Lehrkräften

Nach dem 2. Weltkrieg

In der BRD:

Bis 1962 regelt das Bundessozialhilfegesetz die Zuständigkeit der Sozialhilfeträger für Sprachtherapie.

1974 definiert das Rehabilitationsangleichungsgesetz Sprachtherapie als medizinische Leistung und regelt die Kostenträgerschaft der KK für das Heilmittel Sprachtherapie

In der DDR:

Es gab Sprachheilkindergärten und Sprachheilschulen (die gab es übrigens auch in der BRD).

In unserer Saalestadt Halle steht übrigens die erste Sprachheilschule in Deutschland!

Im Zuge der Inklusion sind diese Einrichtungen sehr häufig aufgelöst worden. Die Betreuung und auch die Behandlung der Kinder mit Sprachstörungen erfolgte früher separiert in spezialisierten Einrichtungen. Nun werden sie immer mehr von ambulanten Praxen versorgt. 

Die Aussage 'Früher gab es das doch auch nicht.' ist also falsch.